Ergreifende Lebensgeschichte

Lesung mit Sängerin, Autorin und Gesangslehrerin Ruth Frenk

Am 30.11.2023 fand die Lesung mit Sängerin, Autorin und Gesangslehrerin Ruth Frenk in der Mensa statt und der aktuelle Jahrgang 10 durfte teilnehmen. Begleitet wurde Frau Frenk von Herrn Delp von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. Ruth Frenk las aus ihrem Buch „Bei uns war alles ganz normal - Memoiren einer niederländisch-jüdischen Sängerin in Deutschland“, welches ihre Familiengeschichte und ihren Werdegang als Sängerin thematisiert.

Ruth Frenk ist in den Niederlanden geboren und hat an den Universitäten Amsterdam und Genf studiert. In New York schloss sie ihr Gesangsstudium ab und lebte dort auch einige Jahre. Anschließend kam sie zurück nach Europa, um hier bei der Kammersängerin Erika Köth weiter zu studieren. Seit 1974 lebt sie in Konstanz am Bodensee, wo sie sich auf den jüdischen Gesang und die Vokalmusik aus Theresienstadt spezialisiert. Nachdem sie 1990/91 ihre ersten CDs herausbrachte, gibt sie seit 2010 Masterclasses und Vorträge in verschiedenen Ländern. Außerdem ist sie seit 1992 Vorsitzende der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Bodensee-Region.

Ursprünglich kam Ruths Mutter, Liselotte Kann, aus Deutschland, doch nach mehreren familiären Schicksalsschlägen zog sie nach Rotterdam, um hier bei einem Verwandten als Chefsekretärin zu arbeiten. Dort lernte sie Sam Frenk lieben und sie heirateten 1938. Auch die Familie Frenk kam ursprünglich aus Deutschland, doch es hat sie schon im 18. Jahrhundert nach Rotterdam verschlagen. Nachdem Ruths Großvater, Nathan Salomon, ihre Großmutter, Sophia van Creveld, geheiratet hatte, gründete er die Firma „N. S. Frenk“, welche Schiffe mit Proviant versorgte. Ihr Vater, der bis 1936 viele Praktika absolviert hatte, ist Mitgesellschafter geworden und die Firma hieß nun „N. S. Frenk & Son“, zu einem späteren Zeitpunkt sollte er die Firma übernehmen. Doch durch den Angriff der deutschen Luftwaffe am 14. Mai 1940 wurde Nathan Salomon schwer traumatisiert, wodurch Sam die Firma sofort übernehmen musste. Es stand eine dunkle Zeit für die jüdische Familie an. Da sie ein Einreisevisum nach Uruguay hatten, wurden Sam und Liselotte nicht sofort in ein Vernichtungslager geschickt, sondern kamen nach der Deportation in das Durchgangslager Westerbork und anschließend in das sogenannte “Sternlager“ von Bergen-Belsen. Hier erlebten sie traumatisierende Dinge und wollen diese Zeit am liebsten vergessen. Nur in einem Brief an eine befreundete Familie berichtete Lieselotte von allen Geschehnissen und über die Befreiung aus dem Verlorenen Zug 1945.

Insgesamt war der Besuch von Ruth Frenk sehr interessant und hat uns einen tollen Einblick in ihre Lebensgeschichte gegeben. Weitere Informationen findet ihr auf Frau Frenks Internetseite www.ruthfrenk.com. Außerdem bedankt sich das Vikilu recht herzlich für das gespendete Buch und die CD, welche ihr nun auch in der Bücherei ausleihen könnt.

Von: Lina Knaf, Jahrgang 10

v.l.n.r.: Leni, Lina, Frau Frenk, Herr Delp