Europaprojekttag am Vikilu

Created by Leah Westerhausen |

Am Europaprojekttag besuchte der SPD-Politiker Johannes Schraps das Viktoria-Luise-Gymnasium

Zu Ehren des Europaprojekttages, am 14.06., besuchte der Hamelner Bundestagsabgeordnete Johannes Schraps das Vikilu und beantwortet uns 10ten Klassen einige Fragen rund um das Thema Politik und Wirtschaft. Dabei standen vor allem seine persönlichen Engagements im Vordergrund, wie zum Beispiel seine Unterstützung der belarussischen Opposition, aber auch aktuelle Themen, wie die Impfpolitik, kamen in den circa 90 Minuten ebenfalls nicht zu kurz.

Während des Gesprächs wurde generell sehr deutlich, dass der momentane EU-Belarus-Konflikt für ihn wichtig ist, denn er engagiert sich für die belarussische Opposition und unterstützt die Oppositionsführerin Svetlana Tichanowskaja, da die jetzige Lage in Belarus angespannt und das Verhältnis zur EU nicht erst seit dem Ryanair-Skandal vor einigen Wochen schwierig ist. Schon davor hatte die Europäische Union Sanktionen gegen Belarus verhängt, da Proteste gewaltsam unterdrückt wurden und der Wunsch nach Demokratie und Freiheitsrechten niedergeschlagen wurde. Dazu kommt, dass die vergangenen Wahlen mutmaßlich gefälscht waren und die Abgeordneten im belarussischen Parlament regierungstreu sind.

Schraps selber hat eine Partnerschaft für einen harmlosen Demonstranten übernommen, der bei den Protesten gewaltsam gefangen genommen wurde und als politischer Gefangener in ein Gefängnis gesteckt wurde. Doch nicht nur der Hamelner Abgeordnete hat eine Partnerschaft übernommen, sondern auch einige andere Politiker unterstützen die belarussische Opposition.

Um eine Besserung der Lage in Belarus zu bewirken, sagt Schraps, sei es wichtig, Druck auf Belarus auszuüben. Militärische Mittel seien dabei jedoch nicht der richtige Weg, da es dadurch zu Krieg kommen könnte. Vielmehr ist Schraps der Überzeugung, dass weitere wirtschaftliche Sanktionen nötig sein und auch diplomatische Mittel, obwohl man bis jetzt, nach seinen eigenen Angaben, noch keine positive Veränderung beobachten konnte. Deshalb sagte der SPD-Politiker, sei es wichtig, dass das Thema nicht vergessen wird und in den Medien präsent bleibt.

Zur aktuellen Corona-Impf-Lage und wie sie im Unterschied zu anderen Ländern zu bewerten ist, gab der Abgeordnete an, dass dies schwierig zu beurteilen sei, da jedes Land die Lage anders gehandhabt habe. Jedoch sagte er, dass, obwohl die Lage für uns alle neu sei, das deutsche Gesundheitssystem im Vergleich zu anderen Ländern damit gut klarkam. Auf der anderen Seite unterstützt er jedoch auch die Krankenhäuser, die seiner Meinung nach entlastet werden müssen. Zu diesem Thema merkte er hinzufügend an, dass Krankenhäuser in vielen Teilen der Welt oft vor schwere, ethische Entscheidungen gestellt werden, die man niemanden zumuten sollte. Schraps führte als Argument das ethische Dilemma der „Triage“ an, das entsteht, wenn zwei schwerkranke Patienten gleichzeitig eingeliefert werden, aber nur ein Intensivbett frei ist, und entschieden werden muss, wessen Behandlung relevanter ist.

Doch auch über Parteien generell wurde am Montag viel gesprochen. Dabei konnten viele Fragen gestellt werden, die wir eigentlich auf der ausgefallenen Berlin-Fahrt mit in den Bundestag genommen hätten.

Auf die Frage hin, warum er sich als Jugendlicher für die SPD entschieden hat, antwortet der SPD-Politiker, dass er hinter den Grundwerten der Partei, Gerechtigkeit, Solidarität und Freiheit, stehe und diese auch vertrete. Dabei betonte er aber besonders, dass es wichtig sei, dass bei politischen Entscheidungen, jeder aus der Bevölkerung mitgenommen werde und man bei eigenen Entscheidungen auch auf sein Umfeld achtet und nicht nur auf sich selber. Generell vertritt er jedoch den Standpunkt, dass vor allem Akzeptanz und ein respektvoller und offener Umgang wichtig seien, damit eine Gesellschaft gut funktioniere. Auf eine andere Frage zu diesem Thema, nämlich ob er seiner Partei blind vertraue, gab er jedoch offen zu, dass man zwar in der Partei die gleichen Grundwerte vertrete, jedoch immer eine eigene Meinung beibehalten sollte. So gestand er, dass es zu einigen Themen manchmal schon Meinungsverschiedenheiten gebe.

In dem Gespräch mit uns Schüler*innen waren jedoch seine persönlichen Engagements das Hauptthema. So räumte er zum Beispiel mit dem Gerücht auf, dass sein Hauptziel eine bessere Autobahnverbindung für seinen Wahlkreis sei, zu dem neben dem Landkreis Hameln-Pyrmont, auch Holzminden, Uslar und Bodenfelde gehören. Zwar sagte er selber, dass kein Stück Autobahn in seinem Landkreis sei und er wolle, dass die Bürger mobil sind, doch er erläuterte auch die andere Seite und merkte an, dass mit Blick auf die Zukunft ein Ausbau vielleicht gar nicht so sinnvoll sei, da die Zahl der Autos ja „reduziert“ werden sollen, und dass der Naturpark Weserbergland auch davon profitiere, dass es hier momentan keine Autobahnen gibt. Im Endeffekt blieb er jedoch dabei, dass er die Möglichkeit zur Mobilität der Bürger in seinen Wahlkreis erweitern möchte und dies auch eine bessere Anbindung an das Autobahnnetz beinhalte. Dies sei jedoch nicht seine höchste Priorität.

Generell war der Besuch eines Politikers am Europaprojekttag für uns 10ten Klassen sinnvoll, da so viele Fragen geklärt werden konnten, die wir sonst auf der ausgefallenen Berlin-Fahrt gestellt hätten. Somit war der Europaprojekttag interessant und hat eine gute Ergänzung zum Thema EU im Fach Politik und Wirtschaft geboten.