Bei Kriegsbeginn wurde der Schulunterricht zunächst beendet. Am 5. August 1914 forderte Direktor Spanuth die Schülerinnen auf, in diesen "schweren Tage dem Vaterland (zu) dienen" (DWZ). Viele ältere Schülerinnen stellten sich dem "Vaterländischen Frauenverein" zur Verfügung. Am 10. August fing der Unterricht wieder an, doch gab es bei deutschen Siegen wiederholt schulfrei. Der Schulbetrieb litt auch unter Einberufungen von Lehrern und in den ersten Wochen unter den Einschränkungen des Zugverkehrs, auf den viele auswärtige Schülerinnen angewiesen waren. Viele Eltern wollten ihren Kindern unter den Kriegsbedingungen auch keine Zugfahrten zumuten oder sie mußten im elterlichen Betrieb helfen, da die Söhne in den Krieg gezogen waren. Zahlreiche Briefe dieses Inhalts an die Schulleitung sind im Stadtarchiv erhalten. Für die Stimmung bei Kriegsbeginn ist es auch kennzeichnend, daß überall feindliche Spione vermutet wurden. Auch ein Lehrer unserer Schule wurde verhaftet, weil er angeblich am Bahnhof durchfahrende Truppentransporte beobachtet haben sollte. Erst nach einigen Wochen kam er wieder frei. Die Räume der Hermannschule wurden schon im September 1914 als Lazarett genutzt. In einige Räume des Viktoria-Luise-Gymnasiums zogen deshalb die Schülerinnen der Volksschule ein, im Keller des Neubaus wurden von den Schülerinnen gefertigte "Liebesgaben" an die Truppen gesammelt. Mit Hilfe der in die Turnhalle einquartierten Soldaten wurden die Päckchen dann zum Bahnhof gebracht und an die Soldaten verteilt. Aufgrund des Krieges und der englischen Seeblockade herrschte große Knappheit an den verschiedensten Gütern, die teilweise durch Ersatzstoffe ersetzt werden sollten. Die Schülerinnen sammelten daher Altmaterial (z.B. Metall, Gummi und Konservendosen) sowie Gold für die Reichsbank und fertigen Kleidungsstücke und Gebrauchsgegenstände für das Heer an. Außerdem werden z.B. Maulbeerblätter als Teeersatz, Maikäfer als Viehfutter, Steinobstkerne für die Ölgewinnung und Brennesseln als Baumwollersatz gesammelt. Amtliche Erlasse verfügten zudem Materialersparnisse, z.B. wurde die Weiterverwendung von Schulheften über das Jahreende hinaus verfügt. Anschaulich auch die Schilderung des Lehrers Dr. Kyrieleis in seiner Schulchronik zum Jahr 1916:

"Am 1. Juli 1916 begann mit Ferienanfang eine achttägige Sammlung in Deutschland zugunsten der deutschen Gefangenen. Zwei Tage zogen unsere Schülerinnen mit Körbchen voll Rosen, Kornblumen u. Ansichtskarten durch die Straßen. Es kamen fast 8000 M. zusammen. [...]
Am 1. August 1916 bei Schulanfang hielt der Direktor eine Rede über die bittere Notwendigkeit des "Durchhaltens". Die wirtschaftlichen Verhältnisse wurden immer drückender.
Vom 6. bis 26. September 1916 Verkauf von Kriegsbilderbögen auf der Straße durch junge Mädchen, dann Lichtbildervorführung zu Gunsten der Marine, an der auch die Schülerinnen teilnahmen (27.9.) u. am 1. Okt. Opfertag für die Marine, die Mädels liefen in blauen Schifferblusen auf den Straßen umher und verkauften Veilchensträuße und anderes.
[...] Rührend war es in diesem Herbst, wie die kleinen Mädchen sich im Konferenzzimmer drängten, um an Herrn Intemann ihren Goldschmuck abzuliefern, meist ein goldenes Herz oder Kreuz, ein Kettlein oder Armband.
Am 11. November war Packtag für Weihnachtsliebesgaben in der Schule.
7. Dez. Schulfrei ! Bukarest war gefallen. Ansprache des Direktors.
Am 18. Dez. wies der Direktor auf der Konferenz auf die immer verzweifeltere Stimmung im Volke hin u. auf die Aufgabe der Schule, dem entgegenzuwirken. Dann wurde die Sammlung von Kaffeesatz als Viehfutter, die Sammlung von Altgummi u. die Zweckmäßigkeit des Tragens von Holzschuhen besprochen. Auch hielt Herr Intemann einen Vortrag über die Kriegs-Schundliteratur."

Im sogenannten Steckrübenwinter 1916/17 wurde die Lage noch schlimmer. Dennoch wurde das Kriegsende und die Revolution als "Zusammenbruch des Vaterlandes" erlebt.