Nachkriegszeit

Nach der Besetzung Hamelns durch alliierte Truppen gab sie Militärregierung am 29.05.1945 bekannt, daß alle höheren Schulen bis auf weiteres geschlossen bleiben sollten. Privatunterricht war ebenfalls verboten. Unterrichtsmaterial aus der Nazizeit wurde sichergestellt. Die Lehrer mußten einen Fragebogen zu ihrer eventuellen Betätigung in der NSDAP ausfüllen. Die Schülerinnen wurden in der Landwirtschaft eingesetzt, die über großen Arbeitskräftemangel litt. Der bisherige Schulleiter Dr. Schwarz wurde am 12. Juni durch die Militärregierung seines Amtes enthoben und durch Richard Wolter ersetzt, der seit 1942 stellvertretender Direktor war. 

Am 01.10.1945 wurde der Unterricht an den höheren Schulen wieder aufgenommen. Da das Gebäude noch als Lazarett genutzt wurde, fand der Unterricht zunächst nicht täglich und verschiedensten Häusern der Stadt Hameln statt. Das Gebäude in der Grütterstr. konnte erst 1946 seiner ursprünglichen Funktion als Schule wieder gerecht werden. Am 1. Mai 1946 folgte Richard Schulz, der Leiter des der Schule angegliederten Seminars für Studienreferendarinnen, übergangsweise als Direktor für den erkrankten Herrn Wolter. Herr Schulz war später viele Jahre als Leiter des Schillergymnasiums tätig. 1969 kehrte er übrigens nach seiner Pensionierung ans Vikilu zurück und gab, der Lehrermangel war groß, noch einige Jahre Physik- und Matheunterricht. Dann übernahm im August 1947 Frau Dr. Ilse Woltereck die Schule. Die Schule hatte damals etwas über 600 Schülerinnen, die in Klassen zu 45 bis 52 unterrichtet wurden. Man feierte 1949 das 90jährige Bestehen der Anstalt. In diesem Jahr erfolgte die Aufteilung in einen sprachlichen und einen naturwissenschaftlichen Zweig ab der 9. Klasse. Die Schule ist jetzt zweizügig, z.T. sogar dreizügig. 298 der 756 Schülerinnen stammen aus Flüchtlingsfamilien. Die große finanzielle Belastung der Stadt, die hieraus folgte, führte zu einer Verringerung der Parallelklassen in den städtischen Gymnasien. Nur noch Hamelner Kinder sollten unterrichtet werden, was zu verständlichen Protesten der Eltern führte. Von 1950 bis 1951 wurden durch den Elternverein Privatklassen eingerichtet und finanziert. Die Eltern mußten Schulgeld bezahlen. Erst 1951 endete dieser Zustand. In diesem Jahr wurden auch die seit  dem Granatbeschuß 1945 beschädigten Räume unter dem Dach wieder instand gesetzt. Seit Mai 1952 gab es einheitliche Lehrpläne für Mädchen und Jungen. Obwohl seit Ostern 1953 beide Gebäude in der Grütterstr. wieder ausschließlich von der Viktoria-Luise-Schule benutzt werden konnten, wurde die Raumnot sehr ernst: 900 Schüler mußten in den selben Räumen untergebracht werden, die im Jahre 1910 300 aufgenommen hatten.

1952 wurde die Aula im damaligen Zeitgeschmack umgestaltet und die Stuckelemente und Säulen daraus entfernt. Die Holzdielen wurden durch Parkett ersetzt. Wir sind noch auf der Suche nach einem Foto aus der Zeit davor und können daher nicht sagen, ob wirklich ein Fortschritt erzielt wurde. Kunsterzieher Herzberg sagte damals jedenfalls voraus, daß niemand der alten Aula nachtrauern werde. Schulstempel vor und nach 1949 (Quelle: Schularchiv) Nach 1945 wurden auch die Stempel entnazifiziert und in der Mitte herrschte Leere. Kunsterzieher Hans Herzberg entwarf ein neues Symbol für unsere Schule, den Baum, der mit seinen Ästen die neun Jahrgänge und mit seinen Wurzeln die Grundschule darstellte.  Das 90. Schuljubiläum im September 1949. Die Festveranstaltung fand im Monopolsaal statt, in dem später für viele Jahre das Kino der Stadt untergebracht war. Am Rednerpult Frau Woltereck ? (Quelle: Stadtarchiv) Das Schulverwaltungsgesetz von 1954 unterstellte alle Personalangelegenheiten der niedersächsischen Schulen dem Land, während die Sachausstattung den Städten und Gemeinden überlassen blieben. 1954 ging Frau Woltereck an die Wilhelm-Raabe-Schule in Hannover und Frau Ilse Behrens folgte als Schulleiterin. Sie war schon als Schülerin am Vikilu gewesen und hatte 1931 zum ersten Jahrgang gehört, der an unserer Schule Abitur machte.  Die Anfänge der "LUPE" 1954 wurde die Schulermitverwaltung (SMV) gegründet und zu Ostern 1955 erschien die 1. Ausgabe der Schülerzeitung des Vikilu. In den Jahren zuvor hatte es ein gemeinsames Blatt mit dem Schillergymnasium gegeben: Der von den Schulleitungen gemeinsam herausgegebenen Elterninformation "Schule und Haus" wurde die Beilage "Friedrich und Luise - Schüler und Schülerinnen der Hamelner Gymnasien unter sich" hinzugefügt. 1955 stiegen die Vikilu-Schülerinnen aus und gründeten ihre eigene Zeitung. Die erste Nummer zierte noch nicht der Name "Lupe", dieser wurde erst in einem Wettbewerb unter den Schülerinnen ermittelt, bei dem es "ein Buch im Wert von 5,- DM" zu gewinnen gab. Deshalb gab es auch 40 Vorschläge. Es setzte sich schließlich der Name "Luisenpresse" oder kurz LUPE durch, den Gudrun Menze aus der 11. Klasse fand. Themen der ersten Ausgabe waren unter anderem der Austausch mit Vancouver in Kanada, die neu eingerichtete SMV, die Problematik unangekündigter Klassenarbeiten und der Wunsch nach einer Arbeitsgemeinschaft Photographie. Im Sommer desselben Jahres erschien dann die Nr. 2 unter dem Titel "LUPE". Die Seiten waren mit der Schreibmaschine auf Matrizen getippt, das Titelbild der ersten Ausgaben bildete ein Linolschnitt. Weiten Raum in dieser Ausgabe nahmen Aufsätze mit dem beliebten Thema "Mein schönstes Ferienerlebnis" ein. Damals fuhr man übrigens an die Nord- oder Ostsee, in die Berge nach Bayern oder in der "Ostzone". Ein Mädchen berichtet von einem Ferienjob im englischen Buchladen in Hannover, ein anderes über einen Besuch im Kestnermuseum dort. Auslandsreisen gingen schon nach England und Frankreich, meist zum Sprachstudium. Die Ausgabe berichtet außerdem über eine Sammlung der Schülerinnen für die "Patenfamilie in der Sowjetzone". Inzwischen sind über 100 "Lupen" erschienen, die aus Schülersicht die Entwicklung unserer Anstalt reflektieren. In unserem Archiv werden sie gesammelt, inzwischen besitzen wir alle Hefte von Nr. 1 bis 40 und seit Nr. 150 Nr. 41 bis 149 (1974-1983) sind wohl nie erschienen. Nach einer längeren Pause "schätzte" das neue Redaktionsteam, welche Nummer jetzt wohl dran wäre ... Wer uns mit alten Originalen oder Fotokopien helfen kann, möge sich bitte bei mir (<LINK enno.schulz@vikilu.de>enno.schulz@gmx.de</link>) melden. Vielen Dank!

1957 wurde die Aufteilung in einen sprachlichen und einen naturwissenschaftlichen Zweig in Klasse 11 verlegt. Seit dieser Zeit trägt die Schule den Namen "Neusprachliches und mathematisch-naturwissenschaftliches Gymnasium für Mädchen. Seit Ostern 1958 ist die Schule durchgehend dreizügig. Zum gleichen Zeitpunkt erfolgte auch die Einführung von Latein als Wahlpflichtsprache ab Klasse 7.

1959 feierte unsere Schule in großem Rahmen ihr 100jähriges Bestehen. An der Spitze der Festgäste stand die Namensgeberin der Schule selbst, Prinzessin Viktoria-Luise.