Leben wie Gott in Frankreich

Paris ist die meistbesuchte Stadt der Welt. Jährlich strömen mehr als 32 Millionen Touristen in die Stadt der Liebe und der Tausend Lichter, um ihr Wahrzeichen, den Eiffelturm, zu besichtigen ? 8 Millionen wagen es wie wir bis zur 3.Etage. So haben auch wir natürlich die bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt wie den Arc de Triomphe, den Louvre, Notre Dame, das Hochausviertel La Défense oder die Champs Elysées am nächsten Morgen bei einer Stadtrundfahrt besucht.

Nach einem Picknick im Bois de Boulogne (dem 800 Hektar großen Stadtwald von Paris), für das wir morgens mit Hilfe der hervorragenden Französischkenntnisse unserer Schülerinnen zahlreiche frische Baguettes beim Bäcker an der Ecke gekauft haben (dazu gab es Würstchen, Gurken, Kekse?), geht es in das 18 Kilometer entfernte Versailles zum Schloss des Sonnenkönigs mit seinen mehr als 2300 Zimmern, aber nur wenigen Toiletten ? so war das damals mit der Hygiene am Hof. Es war eben nicht alles Gold, was glänzt.

Es ist langes Wochenende, im Innenhof des Schlosses stehen tausende von Touristen in der Warteschlange ? wobei man den Eindruck gewinnt, man sei in China -  wir aber gehen zum Eingang B, wo die Gruppe angemeldet ist und ohne große Wartezeit das Schloss betreten kann ? ein echtes Gefühl von VIP. Das Schloss ist wie so häufig dermaßen ?gefüllt?, dass ein Umfallen unmöglich erscheint. Da beeilen sich die meisten, schnell in die Gärten des Königs zu kommen, wo die Luft besser ist und die Wasserspiele bei klassischer Musik von Lully zu laufen beginnen, ein  Schauspiel, das nur an Wochenenden im Sommerhalbjahr stattfindet.

Ein Stadtbummel ohne Aufsicht des Reiseleiters ist für den zweiten Abend geplant, doch die Damen der Schöpfung sowie das einzige männliche Wesen unter den Schülerinnen (André S.) machen schlapp ? man bleibt zu Hause, um neue Kraft zu schöpfen. Vier mutige Damen aber begleiten den Reiseleiter und ein Dutzend Erwachsene zu einem optischen und kulinarischen Höhepunkt: einem Abendessen im berühmten Bahnhofsrestaurant ?Le Train Bleu?.

Etwas Geschichtsunterricht: Der Gare de Lyon, von dem man heute mit dem französischen Hochgeschwindigkeitszug TGV mit 320 km/h in gut drei Stunden das 800 Kilometer entfernte Mittelmeer erreicht, sowie sein luxuriöses Restaurant wurden anlässlich der Weltausstellung 1900 in Paris im Auftrag der Eisenbahngesellschaft Paris-Lyon-Méditerrané (PLM) gebaut. Die Einweihung fand am 07. April 1901 in Anwesenheit des französischen Staatspräsidenten statt.

Ursprünglich hieß dieses Restaurant Buffet de la Gare de Lyon und wurde 1963 in Le Train Bleu umbenannt als Hommage an den früheren Luxuszug Train Bleu der CIWL, welcher ab 1922 von Calais über Paris zur französischen Riviera verkehrte.

Warum der Reiseleiter wohl dieses Restaurant ausgesucht hat ... ? Ein Schelm, wer Schlimmes dabei denkt ?!

Fast vier Stunden lässt man es sich gut gehen und die Damen unserer Schule lernen, wie man mit einem Fischmesser den Lachs der Vorspeise ?bearbeitet?, dass zu einem Dîner im Land der Grande Cuisine ein Apéritif, verschiedene Gänge und natürlich viel Zeit gehören. Man lernt im Leben eben nie aus.