Wie kann das Essen in der Schule schmecken, gesund und nachhaltig sein und darüber hinaus noch so wirtschaftlich zubereitet werden, dass die Mensaküche trotz steigender Energie-, Produkt- und Arbeitskosten als wirtschaftlich arbeitendes Unternehmen geführt wird? Um hier realistische Ansätze zu finden, luden der Schulelternrat und die Arbeitsgruppe „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ des Viktoria-Luise-Gymnasiums den „Nachhaltigkeitspapst“ unter den Schulcaterern, Stefan Gerhardt von der „Frischeküche Gerhardt“, am 6. Oktober in die Mensa der Schule ein. Mit von der Partie waren Ulrike Heepe – zuständig für die Schulmensen in der Trägerschaft der Stadt Hameln – und Tom Hollander vom Projekt „Ökomodellregion Hameln-Pyrmont“, die beide reges Interesse daran haben, dass die Hamelner Schulmensen zeitgemäß und zukunftsorientiert betrieben werden.

Gerhardt, der zusammen mit seiner Frau Mensen in zwei niedersächsischen Gesamtschulen betreibt, berichtete auf äußerst inspirierende Weise, wie es ihnen gelingt, täglich rund 1500 Schülerinnen und Schüler mit leckerem Essen, bei dem rund 70% der Zutaten aus ökologischer Produktion stammen, zu versorgen. Und damit nicht genug: In allen Bereichen des Unternehmens wird konsequent auf das Kriterium der Nachhaltigkeit geachtet. Beim Einkauf legen die Gerhardts großen Wert auf Regionalität. Alle Lieferanten liegen im Umkreis der bewirtschafteten Mensen. Besonders stolz ist man darauf, den Restmüll stark reduziert zu haben. Getränke werden in Pfandflaschen angeboten und wiederkehrende Verpackungsmaterialien, wie z. B. Eimer, große Tüten und Kartons, werden zur Weiterverwendung abgegeben. Das neueste Projekt ist der Umbau des Gehaltssystems in Richtung Gemeinwohlökonomie: Bonuszahlungen an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden in Abhängigkeit von deren ehrenamtlichem Engagement gezahlt.

Oberste Priorität habe selbstverständlich das gesunde und attraktive Essensangebot: „Kinder haben gute Qualität verdient“, sagt Stefan Gerhardt aus tiefster Überzeugung. Damit die Kinder an der Mensatheke auch zugreifen, geht Gerhardt gerne auf ihre Vorlieben bezüglich der Speisenauswahl, der Portionsgröße und -zusammensetzung ein. Die Ausgabe des Essens ist so gestaltet, dass die Kinder in Ruhe individuelle Wünsche äußern können: Viel oder wenig Soße, mit oder ohne Reibekäse oder vielleicht eine Extraportion des hausgemachten Ketchups? Stefan Gerhardt bietet in seinen Schulen auch Koch-AGs an, damit die jungen Menschen lernen, aus frischen Zutaten leckere Gerichte zuzubereiten. Gekocht wird dort nur, was in der Schule auch auf den Tisch kommt. So werden auch die Rezepte für das Mensaessen öffentlich ausgehängt: Wer mag, kann also zu Hause nachkochen, was in der Schule geschmeckt hat.

Gerhardts Anregungen fielen bei den Zuhörerinnen und Zuhörern im Vikilu auf fruchtbaren Boden. Schülervertretung und Mensabetreiber Bernd Gackenholz einigten sich schnell auf neue Wege des Marketings und die Liste möglicher Lieferanten von Bio-Produkten ist um einiges länger geworden. Die „Helping Hands“-AG der Schule bekam hilfreiche Tipps im Hinblick auf die Zertifizierung als „Fair-Trade-Schule“. Gerhardt formulierte auch deutliche Worte in Richtung des Schulträgers: Für ein attraktives und zugleich gesundes Angebot an Snacks im Kioskbereich müsse die Mensa mit weiteren Geräten ausgestattet werden. Und auch für ein effizientes Bezahlsystem möge man sich seitens der Stadt engagieren. Dieser Appell wurde von der Eltern- und Lehrerschaft sehr unterstützt, weil man darin auch einen wichtigen Schlüssel zu größerer Nachfrage in der Mensa sieht. Weitere Impulse erhoffen wir uns von unserer Projektwoche zum Thema „17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung – Wir machen uns schlau und werden aktiv!“, bei der sich zahlreiche Projektgruppen auch den verschiedenen Facetten einer nachhaltigen Ernährung widmen werden. Am Freitag, den 14.10.2022 von 11.30 - 14.30 Uhr, wollen wir die Ergebnisse der Projektarbeit im Rahmen der öffentlichen Schulveranstaltung „VIKILU FOR FUTURE“ auf dem Schulgelände Grütterstraße 10 präsentieren. Die gesamte Schulgemeinschaft ist herzlich eingeladen, sich einen Eindruck von den vielfältigen Projekten zu machen!

Bettina Tovar-Luthin (Arbeitsgruppe „Bildung für nachhaltige Entwicklung“)