Das Viktoria-Luise Gymnasium organisierte in Zusammenarbeit mit der Konrad-Adenauer Stiftung anlässlich des 17. Juni 1953 (Volksaufstand in der DDR) eine Gedenkveranstaltung über deutsche Geschichte nach 1945. Michael Schlosser, der Dresdner „Ikarus“, berichtete über seinen Fluchtversuch 1983 mit einem selbstgebauten Flugzeug aus der DDR in den Westen.

Einschneidende Jugenderlebnisse und die fehlende Möglichkeit, sich eine eigene Kfz-Werkstatt aufzubauen, ließen Schlosser immer stärker am DDR-Regime zweifeln. 1981 wurde während eines Aufenthalts in Tschechien sein Fluchtplan konkreter: Der westliche Radiosender RIAS verbreitete, dass der Springer-Verlag eine Million D-Mark für eine Flugzeuglandung auf dem Dach des Springer-Hochhauses in Westberlin versprach.

Die Idee war geboren: Als KFZ-Meister arbeitete Schlosser als Fuhrparkleiter beim DDR-Fernsehen und reparierte nach Feierabend Autos. Er verfügte über das notwendige „Know-how“ und „Material“ für den Bau eines Flugzeuges: Zwei Zylinder eines Trabant-Motors, Auspuff, Alubleche… Kenntnisse über die Fliegerei hatte er in der NVA bei den Luftstreitkräften erworben.

Der erste Flugtest im russischen Sperrgebiet war erfolgreich – plötzlich auftauchende 7 russische Militärs glaubten Schlosser die „angebliche“ Testphase im Auftrag des DDR-Fernsehens, halfen bei den Flugvorbereitungen und wurden zusätzlich durch reichlich Wodka abgelenkt.

Ein Arbeitskollege, der im Auftrag der Stasi spitzelte, erfuhr von Schlossers Interesse an Flugzeugen und informierte die Staatssicherheit Dresden. Der IM „Jens Trädner“ deckte den als Hühnerstall getarnten Schuppen auf, in dem Schlosser sein Flugzeug versteckte. Drei Tage vor dem geplanten Fluchtversuch griff die Staatssicherheit zu – am 8. November 1983 wurde Schlosser inhaftiert, kam in U-Haft und erhielt die Nummer „27/2“. Nach vier Monaten gestand Schlosser unter psychisch extrem erniedrigenden Verhörmethoden den Fluchtversuch – das Urteil: vier Jahre und sechs Monate Bautzen. Nach 13 Monaten Gefängnis erfolgte die Abschiebung in den Westen – die DDR erhielt als Gegenleistung 96.000 DM.

Den Überfluss an Konsumgütern verkraftete Schlosser anfangs kaum – dennoch schaffte er es, mit 40 Jahren noch einmal von Null zu beginnen: IN der Nähe von Ludwigsburg baut er sich eine eigene Kfz-Werkstatt auf. Die Vergangenheit lässt ihn jedoch nicht los: Jahrelang leidet Schlosser unter unerklärlichen Rückenschmerzen und Migräne. 2004 erfolgten die Rückkehr nach Dresden und der Versuch, am Ort des Geschehens seine Vergangenheit, die auf 4000 Seiten Stasi-Akten dokumentiert wurde, zu verarbeiten.

Dr. Sabine Kempf

Am Mittwoch, 15.03.2017 besuchte die Klasse 6d mit ihrem Geschichtslehrer Herrn Ende das Museum Hameln. Da sich die Schüler im Vorfeld mit dem Thema „Stadt im Mittelalter“ beschäftigt hatten, ging es diesen Vormittag schwerpunktmäßig um die Geschichte Hamelns, die von der Museumspädagogin Iris Stumpe in einem sehr praxisorientierten und motivierenden Workshop dargeboten wurde. Zunächst erhielt die Klasse in einer kurzen Einführung mithilfe von Requisiten und echten archäologischen Funden aus dem Weserbergland Einblicke in die Arbeit eines Historikers. Im Anschluss bekamen die Schüler in Kleingruppen die Aufgabe, bestimmte Stationen im Museum, die es erst noch zu finden galt, ihren Mitschüler in einem freien Vortrag zu präsentieren. Dazu durften sie sich in passende historische Kostüme gewanden, was für viel Erheiterung sorgte. Nach einer angemessenen Vorbereitungszeit war es dann so weit: Die Expertengruppen präsentierten in kurzen, teilweise gut einstudierten und inszenierten Vorträgen ihr jeweiliges Fachgebiet, wobei einige Schüler ein beachtliches schauspielerisches Talent zeigten. Frau Stumpe und Herr Ende waren sich einig: Die Präsentationen waren durchweg gelungen und zeigten, dass die Klasse 6d im Verlaufe dieses kurzweiligen Vormittags eine Menge gelernt hatte. Abschließend erhielten die Schüler noch Zeit, um das Museum selbständig zu erkunden. Viele nutzten die Gelegenheit, um sich das mechanische Rattenfängertheater anzuschauen.

Die beigefügten Fotos vermitteln einen guten Eindruck von dem spannenden und lehrreichen Workshop, den die Klasse 6d im Museum Hameln erleben durfte.

Zu Schluss eine kleine Wissensfrage zur Stadtgeschichte Hamelns: Welches sagenhafte Ereignis geschah im Jahre 1284?

Das Reformationsjubiläum steht bevor und wie für die diesjährigen Abiturienten ist auch im nächsten Jahr der Beginn der Neuzeit eines der Themen. Auch in diesem Jahr fuhren die Geschichtsleistungskurse des Jahrgangs 11 nach Thüringen. Die Kurslehrer Herr Nipper und Herr Schulz sowie Frau Wellmann und Herrn Gutknecht begleiteten sie. Diesmal ging es zunächst nach Bad Frankenhausen, wo im Mai 1525 eine blutige Schlacht den Kampf der Bauern für ihre Befreiung beendete. 1976 beschloss die damalige DDR-Regierung, an dieses Ereignis mit einem großen Panoramabild zu erinnern. Beauftragt wurde der Künstler Werner Tübke, der aber bei der Umsetzung Freiheit von politischen Vorgaben verlangte. Statt des vom Staat gewünschten Schlachtengemälden schuf er ein riesiges Werk, das alle Erscheinungen der damaligen Zeit ins Bild setzte: die Reformation, den Humanismus, die Renaissance usw. Es entstand ein Panorama von 14 Metern Höhe und 123 Metern Länge, das er - nach jahrelangen Recherchen und der Anfertigung einer Fassung im Maßstab 1:10 - mit fünf Gehilfen bis zum Jahr 1989 abschloss. Die Exkursionsteilnehmer konnten durch die hervorragende Führung eine Gesamtschau der Epoche um 1500 genießen.

Anschließend ging es weiter zum „Kaiser-Wilhelm-“ oder „Barbarossadenkmal“ im nahegelegenen Kyffhäusergebirge. Nicht Heldenverehrung stand hier im Zentrum, sondern die Analyse politischer Mythen - ebenfalls ein Abiturthema: Die Sage vom Kaiser Barbarossa, der nicht gestorben sei, hier im Kyffhäuser schlafe und, wenn Deutschland in Not sei, mit seinen Kriegern als Retter auftrete, sollte dem Kaiserreich seit 1871 zur Legitimation dienen: Kaiser Wilhelm I. (1871-1888) wacht hoch zu Pferde übers Vaterland, so kann Barbarossa weiter unten beruhigt weiter ruhen ... Die Teilnehmer genossen aber auch den weiten Blick von der Turmspitze über verschneite Wälder und Berge.

 

Enno Schulz, 26.01.2017

Das Lutherjahr 2017 wirft seine Schatten voraus: Themenschwerpunkt im Zentralabitur dieses Jahres ist die Reformation. Grund genug für die drei Geschichtsleistungskurse des 11. Jahrgangs, sich einmal auf die Spuren von Luther zu begeben. Am 26. Januar 2016 fuhren sie - begleitet von Frau Bergmann, Frau Schmidt, Frau Shikarulidze, Herrn Haller und Herrn Schulz zunächst zur Wartburg. Bei der Führung durch die historische Stätte erfuhren die Teilnehmer, dass hier deutsche Geschichte nicht nur durch den Aufenthalt des großen Reformators, bei dem er das neue Testament in wenigen Wochen ins Deutsche übersetzte, gemacht wurde. Die Wartburg ist auch der Ort des berühmten Sängerwettstreits, der Richard Wagner zu seiner Oper "Tannhäuser" inspirierte. 1817 trafen sich hier hier deutsche Studenten zum berühmten Wartburgfest und die erste Burschenschaft wurde gegründet, um die deutsche Einigung voran zu bringen.

Anschließend ging es weiter ins nahegelegene Eisenach. In dieser Stadt ging Luther zur Schule. In dem Haus, in dem der Reformator damals Latein lernte, ist heute eine Ausstellung über die Geschichte der Bibelübersetzung untergebracht, deren Besichtigung sich anschloss. Es folgte der Höhepunkt der Exkursion:

 

Schule wie zu Luthers Zeiten

„Als Martin Luther ein Knabe war...“ - so beginnt eines der bekanntesten Lieder zum Martinssingen. In eben diese Zeit konnten sich die Geschichts-Leistungskurse des Jahrgangs 11 hineinversetzen, als sie Martin Luthers ehemaliges Schulgebäude in Eisenach besuchten. In den historischen Räumlichkeiten befindet sich mittlerweile nicht nur ein modern ausgestattetes Museum mit vielen interaktiven Info-Möglichkeiten, sondern auch ein Klassenzimmer, in dem die Schülerinnen und Schüler zunächst mal alle zu Schülern wurden – denn natürlich verlief der Unterricht für Mädchen und Jungen um 1500 streng nach Geschlechtern getrennt, und Martin Luthers Schule war eine eine reine Jungenschule. Nachdem alle vom Magister (=Lehrer) mit feschen und historisch korrekten Jungen-Namen wie Urban, Pankraz, Benedikt und Karl ausgestattet wurden, geht es an die Schulregeln. Hier reichen die Reaktionen von Schmunzeln („Eier als Bezahlung für den Lehrer“) über Unverständnis („Es darf nur Latein gesprochen werden!“) bis zu blanker Ablehnung („Schläge als Strafe!“, „Schulbeginn um 5h morgens!“, „Keine Ferien!“). Die körperliche Züchtigung mit der Rute bleibt uns zum Glück erspart; an der Eselsmaske für zu viele Privatgespräche kommt jedoch ein Schüler nicht vorbei und wird so zum „asinus“. Einige Inhalte des Unterrichts sind vertraut, wie z.B. das Rechnen und die Vokabeln der fremden Sprache, hier Latein. Es ist allerdings erstaunlich, wie schnell die Schüler einige der neuen Regeln annehmen, z.B. bei jeder Antwort aufzustehen und sich erst auf Anweisung des Magisters wieder zu setzen. Am Ende der Stunde sind allerdings nicht nur alle etwas klüger, sondern wohl auch dankbarer über unsere modernen Unterrichtsmethoden am Vikilu – ohne Rute und Eselsmaske!

von Enno Schulz (Wartburg und Fabian Haller (Unterrichtsbericht)

Zwei Geschichtskurse des 11. Jahrgangs, begleitet von Herrn E. Schulz und Frau S. Schmidt, machten sich am 26.06.2015 auf den Weg ins ehemalige Grenzdurchgangslager Friedland bei Göttingen, um vor Ort zu erforschen, wovon sie im Geschichtsunterricht im Rahmen des Themas "Flucht und Vertreibung" gehört hatten. Im ehemaligen Versuchsgut der Universität Göttingen in Friedland war im September 1945 von der britischen Besatzungsmacht ein Grenzdurchgangslager eingerichtet worden. Der Standort war mit Bedacht gewählt: Zahllose Flüchtlinge irrten damals durch das kriegszerstörte Europa und Friedland lag an der Grenze dreier Besatzungszonen, der britischen, der amerikanischen und der sowjetischen. Außerdem gab es einen Bahnanschluss. Aus dieser Zeit hat sich eine sogenannte "Nissenhütte" erhalten, eine Behelfsunterkunft, in der eine kleine Ausstellung zur Geschichte Friedlands besichtigt werden kann. Anfangs war man überzeugt, dass das Lager nach einigen Monaten, wenn sich das Leben normalisiert haben würde, wieder aufgelöst werden könnte. Aber wie die Teilnehmer von einem Mitarbeiter der Einrichtung erfuhren, der sie durch das Durchgangslager führte, erwies sich für die folgenden Jahrzehnte bis heute, dass Migration tatsächlich der Normalfall ist. Nach den Heimatvertriebenen folgten Spätaussiedler aus Russland, Flüchtlinge des Ungarnaufstandes 1956, im Jahr 1973 Chilenen, die vor der Pinochetdiktatur flüchteten, später die "Boat People" aus Vietnam und in jüngster Zeit Kriegsflüchtlinge aus aller Welt, wobei der Schwerpunkt im Moment bei Menschen aus Syrien und Nordafrika liegt. In Friedland werden die Flüchtlinge zunächst aufgenommen, medizinisch und sozial betreut, bevor sie nach einem festgelegten Schlüssel auf die Kommunen in Deutschland verteilt werden. Auch versucht man, mittels der Arbeitsagentur ihre beruflichen Qualifikationen zu ermitteln, da sie oft keine Papiere mitnehmen konnten, denn es gibt viele hochqualifizierte unter ihnen, wie Ärzte oder Ingenieure. Wer in der Heimat mittellos war, hat oft nicht das nötige Geld, um Schleuser zu bezahlen. Normalerweise bleiben die Bewohner vier bis sechs Wochen in Friedland, im Moment dauert es aber teilweise länger, weil viele Städte und Gemeinden Schwierigkeiten haben, bei der Bevölkerung die nötige Akzeptanz für die Einrichtung von Asylbewerberunterkünften zu gewinnen. Friedland selbst könnte hier Vorbild sein: Die Einrichtung liegt mitten im Dorf Friedland zwischen Einfamilienhäusern und ist weder von Mauern noch Zäunen umgeben. Mitarbeiter und Bürger von Friedland bestätigten uns, dass es kaum Spannungen mit der einheimischen Bevölkerung gibt. Hier spielt die jetzt siebzigjährige Gewöhnung an fremde Kulturen eine Rolle wie auch die Tatsache, dass die Einrichtung ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die strukturschwache Region ist. Das Mobiltelefon ist übrigens für die Bewohner Friedlands meist der wichtigste Besitz, mit dem man Kontakt zu den Verwandten zuhause oder auch Familienmitgliedern, die in andere Bundesländer verteilt wurden, halten kann.

Zur Zeit wird an einem Museum gebaut, das die Geschichte Friedlands umfassend darstellen wird. In das Museum, das 2016 eröffnet werden soll, wird auch das Bahnhofsgebäude von Friedland einbezogen werden. Dann wird der Besuch auch historisch noch interess

Anlässlich des internationalen Holocaust-Gedenktages am 27.01.2015 besuchte Dieter Shmuel Vogelhuber von der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hameln das Viktoria-Luise-Gymnasium und berichtete den geschichtsinteressierten Schülerinnen und Schülern der Oberstufe von seinen persönlichen Erfahrungen mit dem Antisemitismus. Auch 70 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Ausschwitz ist das Thema, auch gerade wegen der jüngsten Ereignisse in Paris und Sydney, in der Gesellschaft präsent und hochaktuell. Vogelhuber berichtete allerdings auch von persönlichen Anfeindungen und Bedrohungen im Alltag.

In seiner Einleitung des Vortrags betonte Rainer Starke als Schulleiter jene große und permanent vorhandene Verantwortung, die mit der nationalsozialistischen Vergangenheit unseres Landes verbunden sei und der sich die Schule als Institution stellen müsse. Insbesondere die Gelegenheiten zu persönlichen Begegnungen, Diskussionen und Gesprächen sei in diesem Zusammenhang für die nachfolgenden Generationen unverzichtbar, um  durch diese Begegnungen Geschichte zu erfahren und zu reflektieren.

Eine dieser Gelegenheiten war der Vortrag Vogelhubers, in dem er zunächst dem Publikum eine geschichtliche Betrachtung des Themas Antisemitismus eröffnete, danach die Auswirkungen auf heute näher beleuchtete und schließlich nach Lösungsmöglichkeiten der Konflikte, die mit diesem Thema verbunden sind, suchte.

Im Anschluss trat er in den Dialog mit den Schülerinnen und Schülern und beantwortete ihre durch den informativen Vortrag angeregten Fragen.
Besonders die Verbindung des heutigen Israels mit den damaligen Ereignissen und der entstehende islamistisch geprägte Antisemitismus boten Anlass zu Diskussionen. Solche Diskussionen seien ein wesentlicher Teil der Informationspflicht der historisch gebildeten, älteren Generation gegenüber der jüngeren, so Vogelhuber.

Weiter erklärte er, dass nur ein gemeinsames Vorgehen gegen Vorurteile und ein gemeinsames Lernen aus der Geschichte derartig langanhaltende Konflikte, wie zum Beispiel den Nah-Ost-Konflikt, lösen und präventiv gegenüber den Gräueltaten des Dritten Reichs wirken könnten. Gemeinsames Vorgehen schließe gegenseitige Toleranz und Akzeptanz, die jeder individuell ausbilden müsse, mit ein.

Nicht mit der Proklamation des Friedens durch Staaten und Regierungen entstehe ein friedfertiges Zusammenleben, sondern dadurch, dass jeder Einzelne den Kampf gegen Vorurteile, Antisemitismus und Fremdenhass jeglicher Art aufnehme und seinen Beitrag für mehr gelebte Toleranz leiste.

(Verfasserin: Lara Kallabis-Lex, 11. Jahrgang)
 

Am 22. Oktober wurde den Schülerinnen und Schülern des Viktoria-Luise-Gymnasiums eine große Ehre zuteil, hatte doch der Künstler Horst Wollenberg nicht nur ihre Schule ausgewählt, um sein in der Schule ausgestelltes Kunstwerk zu präsentieren, sondern er hatte sich auch bereiterklärt, als Flüchtling der DDR zu ihnen zu sprechen.

Gefesselt hörten die Schüler der Geschichtskurse des Viktoria-Luise-Gymnasiums zu, als Herr Wollenberg, nach einer kurzen Einleitung des Schulleiters Rainer Starke, von der Entstehung und Intention seines Kunstwerkes und nicht zuletzt über sich und seine Flucht aus Ost-Berlin berichtete. Hierbei las Herr Wollenberg erstmalig aus seiner Biographie vor. Durch die authentische und charmante Vortragsweise fiel es den Schülern leicht, sich in die Gefühlswelt eines jungen Menschen im Ost-Berlin der Fünfzigerjahre hineinzuversetzen . Spätestens als die Schüler die Erlebnisse des jungen Horst Wollenberg vom Aufstand des 17. Juni 1953 in der DDR und seiner bald darauf folgenden Flucht aus der DDR hörten, setzten Nachdenken und Mitgefühl ein.

Das im Hintergrund positionierte Kunstwerk Wollenbergs untermauerte hierbei durch zahlreiche, versteckte Elemente jeden seiner geschilderten Eindrücke. Insgesamt sind in der Collage, welche im Geschichtsfachraum des Viktoria-Luise-Gymnasiums zu finden ist, um die neunzig Ereignisse rund um die Geschehnisse des Zweiten Weltkrieges verarbeitet.

Den Schülern wurde im Laufe des Vortrages jedoch nicht nur das Kunstwerk präsentiert und ein Einblick in das Leben eines DDR-Flüchtlings gewährt, ihnen wurden auch anhand von Beispielen Grundgedanken der Geschichte verdeutlicht. ?Erinnern ist das Wichtigste im Leben!?, sagte Horst Wollenberg als er über seine Tätigkeit als Elektriker einer Haftanstalt in Ost-Berlin kurz nach den Ereignissen des 17. Juni 1953 berichtete. Er erkannte, dass er durch seine Teilnahme an den Protesten einer der Inhaftierten hätte seien können.

So nahmen die Schülerinnen und Schüler des Viktoria-Luise-Gymnasiums nicht nur geschichtliche Kenntnisse mit aus dem Vortrag. Die Jugendlichen erkannten auch den Wert der Erinnerung und realisierten so die enorme Wichtigkeit von Geschichte.

(Verfasser: Falk Lücke, 11. Jahrgang)

Die Vereinten Nationen haben 2005 den 27. Januar, den Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, offiziell zum internationalen Holocaust-Gedenktag erklärt. Mit unterschiedlichen Gedenkveranstaltungen wurde auch im Januar 2014 an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Den Schulen kommt rund um diesen Tag eine besondere Verantwortung zu, um die Erinnerung an die Opfer auch für zukünftige Generationen zugänglich zu machen.

Die Geschichtsfachgruppe hat mit dem 10. Jahrgang eine besondere Gedenkveranstaltung umgesetzt. Innerhalb eines Projekttages hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, sich mit unterschiedlichen Formen des Gedenkens und Erinnerns auseinanderzusetzen. Diese Auseinandersetzung hat neben der Vertiefung des historischen Wissens auch eine kreative Arbeit beinhaltet, in welcher eigene Ideen hinsichtlich der Gestaltung des 27. Januars verwirklicht wurden. Diese Ergebnisse wurden Schülern in einer Ausstellung präsentiert.

 

Erinnern und Gedenken - Opfer des Nationalsozialismus

Jedes Jahr fährt der gesamte 9. Jahrgang in die Niedersächsische Gedenkstätte Bergen-Belsen. Dort finden neben der Begehung des Geländes auch Workshops zu verschiedenen Themenschwerpunkten statt.

 

 

In Zusammenarbeit mit der Fachgruppe Politik wird jährlich eine Exkusrion in die Hauptstadt organisiert. Der 10. Jahrgang besucht auf dieser dreitägigen Fahrt neben dem Bundestag, das Jüdische Museum, die Gedenkstätte Hohenschönhausen auch eine Theatervorstellung.

 

Mit dem Ziel, Kenntnisse bezüglich des Themas der deutsch-deutschen Geschichte (doppelte Staatsgründung in Deutschland 1949) zu vertiefen und einen möglichst lebensnahen Eindruck davon zu bekommen, wie es für die Menschen gewesen sein muss, an und mit der Grenze zu leben bzw. zu leiden, ist am 17.Juni 2008 (im Übrigen fand am selben Datum im Jahr 1953 ein Volkaufstand in der DDR statt, aus dem das Verhängen des Ausnahmezustandes und somit das Gelten des Kriegsrechtes resultierte) eine Exkursion aller elften Klassen nach Helmstedt (Niedersachsen) in Form einer Teilnahme an dem Projekt "Grenzenlos - Wege zum Nachbarn" durchgeführt worden.

Dieses gliedert sich in drei Stationen, welche die Klassen bedingt durch ihre hohe Schüleranzahl getrennt voneinander besucht haben:

Im Zonengrenz-Museum in Helmstedt ist die Geschichte der ehemaligen innerdeutschen Grenze von ihren Anfängen bis zur Wiedervereinigung 1990 eindrucksvoll anhand von Originalobjekten (Streckmetallzaun, Warnschilder, Minen, Selbstschussanlage, Überblicksmodell der Sperranlagen, u.a.) und Fotografien in fünf verschiedenen Abteilungen (Gesicht der Grenze, Flucht, Wirtschaft und Verkehr, Grenzöffnung, Grenzkunst) dargestellt worden.

Nur wenige Kilometer von Helmstedt entfernt, wurde es uns als weitere Station des Projektes ermöglicht, den Verlauf der Grenze in Hötensleben im Originalzustand kennenzulernen. So konnten wir unter anderem einen Teil der erhaltenen Grenzmauer, den Wachturm und das Sicht-und Schussfeld aus direkter Nähe betrachten. Dieses Grenzsystem ist unmittelbar hinter den Häusern des oben genannten Ortes errichtet worden und diese Tatsache macht es umso unvorstellbarer, wie die Grenze als Ausdruck von Hass, Abschottung und Menschenverachtung das Leben der dort lebenden Bevölkerung eingeschränkt und belastet haben muss.

Grenzdenkmal in Hötensleben

Grenzdenkmal in Hötensleben

Als letzte Station ist die Gedenkstätte in Marienborn, welche als bedeutendster Grenzübergang mit über 1000 Bediensteten von der DDR ab dem Jahre 1950 genutzt worden ist, zu nennen. Diese Übergangsstelle übernahm die Funktion der Kontrolle von Reisenden und deren Fahrzeugen und Gütern, damit niemand die Flucht ins Ausland bzw. in die Freiheit ergreifen konnte. Erst im Juni 1990 sind die Überwachungen in Marienborn eingestellt worden. Im Rahmen der Führung des Projektes "Grenzenlos" haben wir das Gelände sowie deren Funktionseinheiten wie zum Beispiel ein Laufband, welches den schnellen Ablauf der Passkontrolle ermöglichen sollte, besichtigt. Zusätzlich hat eine Ausstellung über die Geschichte des ehemaligen Grenzkontrollpunktes und deren historische Zusammenhänge im dort vorhandenen Dokumentationszentrum weitere interessante Informationen geliefert.

Insgesamt lässt sich sagen, dass die kurz geschilderte Exkursion aufgrund der in den einzelnen Klassen unterschiedlich gesetzten Themenschwerpunkte im Fach Geschichte für einige Schüler mehr den Stellenwert einer Wiederholung einnahm und für andere eine wahre Informationsflut bedeutete. Als eindeutigen Pluspunkt lässt es sich jedoch verbuchen, dass sich jeder Teilnehmer ein Bild von der Grenze machen und eigene Schlüsse bezüglich der Lebensbedingungen zu jener Zeit daraus ziehen konnte.

Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn

Kim F. Crome (Jg. 11)